Poesie: Joanna Legid/ Fotos: Meklit Fekadu & Joanna Legid.

Blaue Stunde
Es ist zu warm für Anfang April.
Am Ende der Straße ist das offene Tor.
Das offene Tor zum Feld. Es ist voll.
Blaue Stunde.
Es ist Samstag.
Um uns herum liegende Hipster, Öko-Familien, Menschen in Bewegung.
Inline-Skates. Fahrrad. Joggen. Spielen.
Ich überlege, wo ich sie fotografieren möchte.
Schaue mich um.
Es ist voll.
Wer fängt an?
Ich möchte anfangen.
Ich fühle mich unwohl als erste vor der Kamera zu stehen.
Ich fotografiere lieber und mache mir keine Gedanken darüber.
Sie steht über mir.
Ich räkele mich mit meiner Kamera auf dem Boden.
Das Licht ist perfekt.
Es ist zu warm für Anfang April.

Erst ist sie schüchtern,
introvertiert, die Kamera
ist auf sie gerichtet.
Sie lacht nervös.
Bewegt sich.
Bleibt stehen.
Ihr Blick wird ernst und
sie schaut mich an.
Direkt.
Sie ist da.
Stark, weich, echt, ruhig, Frau.

Erst sind wir schüchtern,
introvertiert, die Kamera
ist auf uns gerichtet.
Wir lachen nervös.
Bewegen uns.
Bleiben stehen.
Unser Blick wird ernst und
wir schauen uns an.
Direkt.
Wir sind da.
Stark, weich, echt, ruhig, Frau.


Wir sprechen, lachen, schweigen.
Es ist ein Tanz, ein Austausch.
Wir sind fokussiert.
Es ist ein Austausch. Ein geben und nehmen.
Wir erkennen uns und finden uns in dem Prozess.
Wir sind ein Spiegel unserer selbst.
Wir finden uns.


Wir laufen zurück, zwei Stunden sind vergangen.
Das Licht ist gold, das Feld ist voll.
Es ist zu warm für Anfang April.
Wir reden, über die Anfänge, die Entscheidungen.
Die Suche, die uns hierher geführt hat.
Am Ende des Weges ist das offene Tor, das offene Tor zur Straße.
Wir sind nicht mehr fremd.
Wir lachen, reden, laufen.
Es ist ein Austausch.
Es geht um uns, und wie wir uns gegenseitig stärken können.
Wie wir voneinander lernen können.