“Ich bin die schwarze Heldin eines Sofia Coppola Filmes.”

Nicht nur in Deutschland leben Menschen zwischen den Kulturen. In Wort und Bild teilt die Pariser Künstlerin Anne Laure Ganga folgend, Fragmente ihrer Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrer Umwelt.

Gedicht und Illustrationen: Anne Laure Ganga /  aus dem Französischen übersetzt von Joanna C. Schröder

das kleine weiße kleid

es ist sommer in Paris.
mitten im monat juli. ich
trage ein weißes kleid.
und betrachte mich
im spiegel. das weiße
sieht so gut aus auf
der schwarzen haut.
es ist als wären sie
füreinander bestimmt. ich
betrachte mich im spiegel.
meine schwarzen
augen, tief und
melancholisch. meine
lippen, voll und juvenil.

ich bin die schwarze heldin
eines Sofia Coppola
filmes. ich will den wind in
meinen haare spüren.
mein weißes langes kleid
tragen und damit ein
baumwollfeld verlassen.
die spitze und das
makramee verschönern
meine haut. karamell in der
sommersonne.

schau in den spiegel, was
siehst du? einen
panther? eine gazelle?
ich sehe eine frau. weich
wie ein schäfchen.
vibrierend wie ein
Vlisco. ich sehe einen engel.
weich und luftig. eine
millionen schwarze locken
auf meinem kopf. wie eine million fragezeichen.

ich laufe auf die öffnung
meiner haltestelle zu.
mein kleid, wirbelnd in der 
warmen und knisternde luft 
der pariser metro. ich
betrachte mich in der fensterscheibe. das
weiße sieht so gut aus auf
der schwarzen haut.
es ist als wären sie 
füreinander bestimmt.

 

Über die Künstlerin Anne Laure Ganga.