“Mein Körper, der nichtweiße Körper, wurde dabei eindeutig als fremd gesehen.”

“In den 1990er Jahren in Deutschland aufzuwachsen, bedeutete für mich, in einer Gesellschaft aufzuwachsen, in der „Weiß sein“ die Norm war und noch immer ist. Mein Körper, der nichtweiße Körper, wurde dabei eindeutig als fremd gesehen. Viele von uns wurden so sozialisiert, dass sie diese Norm einfach akzeptiert haben. Dabei können wir nicht rauskommen aus unserer Haut und es entstehen Momente starker Entfremdung zum eigenen Körper.” – Sophie Utikal, 2020

Sophie Utikal ist Textil-Künstlerin. Ihre handgenähten Kunstwerke spiegeln die eigene Auseinandersetzung mit ihrem Körper und ihre Identität als Frau mit Migrationshintergrund wider.

Sophies aktuelle Ausstellung “For most of it I have no words“, die noch bis zum 5.7. in der Galerie im Turm in Berlin zu sehen ist, handelt von transgenerationalen Wunden, die sich in den Körper eingeschrieben haben und dort weiter wuchern. Die dort gezeigte Serie beginnt mit ihrer Mutter Inirida, benannt nach dem Rio Inírida in Kolumbien und behandelt die Fragen: ‘Was hat meine Mutter mir weitergegeben und woher hat sie das gelernt? Der Titel der Ausstellung weist darauf hin, dass unser Körperwissen nur schwer in Sprache zu übersetzen ist, deshalb versucht Sophie visuell davon zu erzählen.

Mehr über Sophie und ihre Werke erfahrt ihr in den #heartxwork Slides.

“Ich habe mich immer sehr empowert gefühlt, wenn andere Künstler*innen mich an ihren Erfahrungen teilhaben ließen.

“Ich hatte schon lange geplant, eine kurze Comicreihe zu erlebtem Rassismus und Erfahrungen ähnlicher Natur zu zeichnen, aber habe lange nicht die richtigen Bilder gefunden. Jetzt habe ich endlich einige Strips zeichnen können und möchte es auch fortsetzen. Ich habe mich immer sehr empowert gefühlt, wenn andere Künstler*innen mich an ihren Erfahrungen teilhaben ließen. Ich fühlte mich weniger allein. Und es ist ein schönes Gefühl, wenn einem das zurück gespiegelt wird.” – Le Thu Tran, 2020

Le Thu Tran lebt in Hannover und hat Humanmedizin studiert. Ihre Eltern kamen Ende der 1980er als vietnamesische VertragsarbeiterInnen in die Tschechoslowakei und sind Anfang der 1990er nach Deutschland immigriert. In ihren Zeichnungen und Illustrationen thematisiert die 26-Jährige migrantische Identität und persönliche Themen. Einen Comic-Strip und Erzählungen von Le Thu über ihr Leben.

“Es geht dabei nicht nur darum, wer abgebildet wird, sondern auch wer gestaltet.“

“Als Bildschaffende, insbesondere in der Illustration, besitzen wir die Macht, Bildmaterial zu gestalten, das anderen Personen zur Identifikation dient und widerspiegelt, wer in dieser Gesellschaft un/sichtbar gemacht wird. Damit kommt die Verantwortung einher, rassistische Vorlagen und stereotype Darstellung von BIPoC nicht zu reproduzieren und die Aufgabe mehr Repräsentation und Sichtbarkeit für marginalisierte Stimmen zu schaffen. Es geht dabei nicht nur darum, wer abgebildet wird, sondern auch wer gestaltet. “ – Ellen Gabriel Ndure, 2020

Die Illustratorin und Mitgründerin des künstlerischen Werkes BEBIgal Ellen Gabriel Ndure @cestmoiellen ist als Kind gambischer und deutscher Eltern in Hamburg geboren und aufgewachsen. In ihren Arbeiten setzt sie sich multimedial mit Identitätsfragen, gesellschaftspolitischen Themen, sowie der Gestaltung um Repräsentation auseinander.

Mehr über Ellen erfahrt ihr den #heartxwork Slides.

“Nicht der Virus bereitet mir Sorgen, sondern wie wir miteinander umgehen.”

„Beruflich bin ich abgesichert und habe das Privileg als freischaffende:r Illustrator:in von zu Hause arbeiten zu können. Die Pandemie schlägt mehr auf meine mentale Gesundheit und löst viele Ängste aus. Nicht der Virus bereitet mir Sorgen, sondern wie wir miteinander umgehen. Es ist eine neue Situation für mich und ich brauche Zeit mich daran zu gewöhnen. Nichtsdestotrotz geht es hier nicht allein um mein individuelles Wohlbefinden, sondern ich muss mich immer wieder sortieren und evaluieren, wo ich mich im Kollektiven positioniere. Welche Konsequenzen zieht mein Handeln nach sich?“ -Natyada Tawonsri alias NATA, 2020

Die eigene Perspektive und Erinnerungen an Ereignisse, politisch wie privat, bringt Natyada Tawonsri alias NATA @nata_yada, mit natas* tagebuchartigen Comics zum Ausdruck. Natyada bezeichnet sich selbst als queere:r, non-binäre:r Illustrator:in. Nata lebt und arbeitet in Hamburg. In den #heartxwork Slides erzählt Natyada wie es für nata war, in der Schweiz aufzuwachsen und teilt natas Quarantäne-Tipps mit uns.

*Da in der deutschen Sprache, für sich als nicht-binär identifizierende Personen, keine eindeutigen Pronomen definiert sind, hat Natyada das Pronomen für sich selbst bestimmt: „Mein Pronomen ist nata und ist identisch mit meinem Künstler-/Spitznamen. Sie/er = nata; ihr, ihre, ihres, ihrem = nata; sie = nata.“

“Die meisten Menschen nehmen an, dass es einen weißen Mann gibt, dem die Galerie gehört.”

“Mit 26 gründete ich meine erste Galerie. Damals hat es schon ein bisschen für Furore gesorgt. Es war eher unüblich, dass eine junge Person im Kunsthandel tätig ist. Dann kommt noch hinzu, dass ich eine junge Frau, Deutsch-Iranerin, bin. Die meisten Menschen aus der Branche nehmen immer an, dass es einen weißen Mann im Hintergrund gibt, dem die Galerie gehört. Und ich bin nur diejenige, die mit dem netten Gesicht eines Püppchens, das Maskottchen mimt.“ – Anahita Sadighi, 2020

Anahita Sadighi @berlinartlover besitzt zwei Galerien in Berlin-Charlottenburg. Anahita – Arts of Asia @anahita.arts.of.asia und Anahita Contemporary @anahitacontemporary. Wie die 31-Jährige zur Kunstliebhaberin wurde und wie sie ihre Position nutzt, um Künstler’*innen zu empowern, erfahrt ihr in den #heartxwork Slides

“Eine doppelte kulturelle Identität zu haben, ist ein Teil von mir und spiegelt sich in meiner Kunst wider.”

Elke Foltz @elkeandfoltz ist als Tochter einer senegalesischen Mutter und einem deutsch-französischen Vater in Frankreich aufgewachsen. Nach ihrem Grafikdesign-Studium hat sie einige Zeit als Illustratorin für französische Publikationen gearbeitet. In den letzten Jahren wurden ihre Bilder in Paris, Toulouse, Lyon und Nancy ausgestellt. Mittlerweile lebt die 29-Jährige Künstlerin in Berlin.