“Ich will dann auch gar nicht an eurem Tisch sitzen.”

„Ich will Filme drehen, die uns mehrdimensional und realistisch repräsentieren.”

Maissa Lihedheb ist als Tochter tunesischer Eltern in Marl aufgewachsen. Schon während der Schulzeit macht sie dort Redaktionsbeiträge für das lokale Fernsehen. Nach ihrem Fachabitur in Medien und Technik zieht Maissa in die Niederlande, um dort Medien- und Entertainment-Management zu studieren. Für ein Auslandssemester geht sie nach Berlin und bleibt sechs Jahre. Maissa führt Regie bei zwei Musikvideos und sechs Kurzfilmen. Sie bewirbt sich auf allen renommierten Filmhochschulen in Deutschland. Sie wird abgelehnt und gründet 2020 die @bipocfilmsociety – eine dynamische Plattform, die darauf abzielt, die Intersektionalität und Repräsentation innerhalb der Filmbranche zu fördern. Ihr aktueller Kurzfilm “Hundefreund” @hundefreund.film ist ein Projekt der BIPOC Film Society und schafft es in die offizielle Auswahl des diesjährigen @tribeca Filmfestivals.
“Wut ist einer meiner größten kreativen Antriebe.”

Ciani-Sophia Hoeder schreibt, um den Sinn und Unsinn des Lebens zu begreifen. Deshalb hat sie es zu ihrer Berufung gemacht. Heute ist sie freie Journalistin, SZ-Magazin-Kolumnistin, Gründerin des ersten Online-Lifestylemagazins für Schwarze Frauen im deutschsprachigen Raum namens RosaMag, Solopreneurin, was eher einer Jongleurin gleicht, Grimme Online Nominierte und Gewinnerin des Goldenen Bloggers. Sie wurde vom Medium-Magazin zu den 30 unter 30 gewählt, schreibt, Video editiert und berichtet nicht nur über den alltäglichen und den institutionellen Rassismus, sondern auch über Gesellschaftsthemen sowie politische Debakel, über das Dasein eines Millennials, intersektionalen Feminismus und die für und Widrigkeiten der Popkultur. Im Herbst 2021 erschien bei hanser blau ihr Debütbuch – ‘Wut & Böse.’
In den #heartxwork Slides erzählt Ciani-Sophia von ihrem Impostor-Syndrom an der Uni und woher ihr kreativer Antrieb für das Schaffen eigener Strukturen kommt.
“Ich weiß nicht was Liebe ist.”

“Ich habe schon immer geschrieben. Schon als Kind. Mein erstes Tagebuch habe ich mit vier Jahren angefangen. Ich habe es immer noch. Das Schreiben war für mich immer mit dem Lesen verbunden. Ich habe angefangen zu lesen und dann musste ich auch aufschreiben, was ich verarbeite und was das in mir auslöst. Nach dem Tagebuch war Lyrik die erste Form, in der ich geschrieben habe. Liebeslyrik.” – Sarah Claire Wray, 2021
@sarahclaire.wray geb. in Köln, ist Autorin und Regisseurin. Ihre Videoarbeiten, sowie Theaterstücke wurden u. A. im Haus der Kulturen der Welt, im Haus der Berliner Festspiele, im Seoul Institute of the Arts und beim Black Reels Film Festival gezeigt. Sie veröffentlichte Lyrik, Kurzprosa und Essays im WETTER Magazin, im A-Z Deutschlandmagazin und bei Defrag Zine. Ihr Lyrik Debüt “sieben utopische dinge” ist bei parasitenpresse in Köln erschienen. Seit 2016 lebt sie in Berlin.
In den #heartxwork Slides erzählt Sarah, warum es ihr beim Gedichte schreiben hilft, dass Lyrik in Deutschland nicht wirtschaftlich ist.
“Um Charaktere zu schreiben, brauchst du eine gute Menschenkenntnis.”

„Ich bin in einem Stadtteil aufgewachsen, wo viele finanziell am strugglen waren und in meinem Freundeskreis hat niemand eine künstlerische Karriere in Betracht gezogen. In meiner Familie gibt es zwar viele Kreative, aber mir wurde trotzdem die Angst mitgegeben, nicht gut genug zu sein um wirklich Geld mit kreativer Arbeit zu verdienen. Deswegen hab ich mir das erst später zugetraut, als ich genug Selbstbewusstsein hatte. Aber klar, diese Selbstzweifel kommen immer wieder hoch, wenn man Kritik bekommt. Feedback ist beim Schreiben super wichtig, aber irgendwo ist eben auch eine Grenze, wo man zu viel äußeren Einfluss zulässt und sich nicht mehr mit der eigenen Arbeit identifizieren kann. Ich bin immer noch dabei diese Balance zu finden.”
Naomi Bechert hat an der aktuellen Staffel von DRUCK mitgeschrieben. Ihr erster Job als Drehbuchautorin. Weshalb sie den Quereinstieg gewagt hat und was ihr bei der Charakterentwicklung besonders wichtig ist, erzählt Naomi in den #heartxwork Slides.
Naomi ist in Bremen geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur hat sie ihren Bachelor in Psychologie an der Universität Freiburg gemacht. Es folgte ein Umzug nach Berlin. “Ich wollte mein psychologisches Wissen mit etwas Kreativem verbinden.” Nach einigen Jobs in der Kreativberatung und in Bars, absolvierte Naomi ihren Master in Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste. Ihre ersten Videoregie Erfahrungen hat sie bei den Formaten ‚Softie’ und ‚Auf Klo‘ gesammelt. Seit 2020 ist Naomi bei DRUCK. Erst als Social Media Realisateurin und seit Staffel 7 als Drehbuchautorin.
„Es gibt immer noch zu wenig Frauen*, die die DJ-Tätigkeit ausüben.“

“SLIC Unit steht für ‘Support und radikale Solidarität’, denn im DJ-Game und auch in der Kreativbranche sind Leute oft nett zu dir, weil sie sich einen Benefit davon versprechen oder es strategisch Sinn macht. Mit unserem Kollektiv wollen wir das brechen und nicht nur daran denken: ‘Was bringt mir das’, sondern: ‘Ich mache das jetzt ohne Bedingung und Mehrwert’. Wir haben beschlossen, dass wir eine Support-Gruppe sein wollen. SLIC Unit steht auch für ‘collective joy’, weil zusammen auf Gigs zu gehen, einfach mehr Spass macht. Und wir stehen für ‘collective knowledge’: Wir teilen unser Wissen und unsere Fähigkeiten miteinander, damit wir gemeinsam weiterkommen. Das ganze passiert nicht exklusiv, denn wir möchten auch andere, marginalisierte FLINTA* DJs unterstützen, wo wir können. Es gibt genug Platz für uns alle!” – SENU, 2021
Das DJ-Kollektiv SLIC Unit wurde Anfang 2020 von Jaxx TMS, Nissa, SENU, Slimgirl Fat und Yung Womb gegründet. Seither spielten sie auf der Fusion Plan:et C, dem Kultur Sommer Hamburg 2021 und hatten Gigs auf Festivals wie dem Alvozay Festival, PopKultur Festival, In*Vision Festival, Further Festival, Formation Now** Festival. Sie sind regelmäßige Hosts bei HalfmoonBK, THF und [sic]nal Radio.
Für Upcoming Events gibt es seit kurzem eine SLIC Unit Telegram-Gruppe. Den Link dazu findet ihr in der Bio von SLIC UNIT.
In den #heartxwork Slides sprechen die fünf DJs von SLIC UNIT über die Vorzüge eines Kollektivs.
“Ich gehe gerne für meine Figuren in den Unterricht.”

“Meine Familie hat Filme von mir gesehen und sie sind sehr stolz. In Theatervorstellungen waren sie noch nicht, aber damit war ich auch lange okay. Ich fange eigentlich jetzt erst an, meiner Familie und meinen Freund*innen zu erzählen, was ich mache. Als ich noch mehr Theater gespielt habe, war das für mich wie ein ausprobieren. Bevor ich Schauspiel studiert habe, habe ich nie wirklich auf einer Bühne gespielt. Ich habe dann gemerkt, dass ich mich erstmal ausprobieren will, bevor Familie und Freund:innen im Publikum sitzen und ich dann völlig nervös und überfordert bin. Aber mittlerweile würde ich auch alle zum Theater einladen.”
Lorna Ishema wuchs in der Nähe von Hannover auf und zog nach dem Abitur für ein Schauspielstudium an der Otto Falckenberg nach München. Schon während des Studiums gastierte sie an den Münchner Kammerspielen. Weitere Engagements führten sie u.a. an das Berliner Ensemble sowie als Ensemblemitglied an das Deutsche Theater Berlin. Für Film und Fernsehproduktionen arbeitete Lorna Ishema u.a. mit den Regisseur*innen Maria Schrader, Barbara Ott, Boris Kunz sowie Emily Atef zusammen. Aktuell hat sie die Dreharbeiten zu (AT) ‚Der Überfall’ in der Regie von Stephan Lacant beendet und ist ab dem 16. September im Kino als Naomi in ‘Ivie wie Ivie’ zu sehen.
In den #heartxwork Slides erzählt Lorna Ishema, wieso sie Schauspielerin geworden ist, weshalb der Dreh zu ihrem aktuellen Film ‘Ivie wie Ivie’ so besonders war und warum es ihr eigentlich egal ist, wen sie spielt.
“Wenn ich ehrlich bin, schreibe ich momentan für meinen Selbstwert.”

“Dass es valide ist, dass es gut ist, dass es schön ist, dass es wertvoll ist. Aber ich schreibe auch, um Dinge in meiner Familie aufzudecken, zu hinterfragen und vor allem schreibe ich auch an meinen Vater. Vielleicht als eine Antwort auf Fragen, die ich mir selber stelle, aber die ich gemeinsam aus der Perspektive meines Vaters und seines Heranwachsens beantworten und in den Kontext von heute stellen will: Was heisst es, dass du mein Vater bist, hier als die Person, die hergekommen ist? Was bin ich und was sind wir in Deutschland? Es geht um Deutschland. Es geht gegen Deutschland. Es geht nicht für die Türkei. Es geht um die Töne – um die Geräusche in der Küche, dieses morgendliche Gefühl, wenn meine Mutter schon in der Küche ist und mein Vater lautstark an seinem Çay schlürft und ZDF Morgenmagazin läuft im Hintergrund. Diese Ebene. Darüber will ich schreiben, weil das bin ich. Ich will darüber schreiben, wie ich die Treppen morgens runterlaufe und mein Vater sagt: Anıl nicht so schnell. Darüber will ich schreiben. Diesen Kuss, den meine Mama mir zum Abschied geben will, aber ich sage: ‘Mama, ich bin dafür zu alt’. Darüber will ich schreiben. Denn all das hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Ich schreibe für die Geschichten, die wir für uns als wertvoll erachten.”
Fikri Anıl Altıntaş [er] ist freier Autor aus Berlin und #HeForShe Botschafter von UN Women Deutschland. Er schreibt über (kritische) Männlichkeit(en), Rollenbilder, Konstruktion von marginalisierten, nicht-weißen Männlichkeiten und postmigrantischen Themen. In seinen Texten reflektiert er u.a. seine persönliche Sozialisation als auch Narrative über rassifizierte, türkisch-muslimisch gelesene cis-hetero Männer in einer weißen Mehrheitsgesellschaft. Seine Texte sind bereits u.a. in der Taz, der Freitag, Pinkstinks und Neues Deutschland erschienen. Zurzeit schreibt Anıl an seinem literarischen Debüt, das nächstes Jahr erscheinen wird.
“Ich versuche mir nicht so hohe Ziele zu setzen.”

„Ich studiere Psychologie, arbeite und mache Musik. Und außer Musik, mache ich nichts von den Sachen für die Sache. Das Studium war ein Kompromiss. Was nervt mich am wenigsten? Was ist irgendwie interessant und ich kann meine Familie damit stillhalten? Dass sie nicht die ganze Zeit fragen, was ich mache. Jetzt kann ich sagen, ich schreibe meine Thesis. Es würde nicht besonders gut ankommen, wenn ich sagen würde, dass ich Sänger bin.“
Meron ist in Darmstadt geboren und aufgewachsen. Musik nimmt er seit 2015 auf. 2019 dann die ersten Videos: ‘Dying of Thirst’ und ‘Weed and Bills’. Meron ist 25 Jahre alt, lebt in Berlin und studiert Psychologie. Nebenbei unterrichtet er Deutsch als Fremdsprache.
Warum Meron sich den Grammy nicht als Ziel setzt, erzählt er in den #heartxwork Slides.
“Für mich ist Filmemachen eine sehr sinnliche und intime Sache.””

“Bei meiner Arbeit in der Stoffentwicklung lese ich eigentlich jeden Tag Drehbücher und sehe, was für Stereotypen entwickelt werden. Es ist schon ermüdend, zu sehen wie viele Blind Spots noch vorhanden sind, auch bei Autor*innen, die ein linkes Selbstverständnis haben. Und ich glaube, wir haben alle diese Blind Spots, ich auch. Ich lerne jeden Tag dazu, weil ich den Anspruch habe, mich damit zu beschäftigen. Aber es wird immer noch viel zu viel durchgewunken und relativiert, was intolerabel ist. Rassistische Klischees werden oft mit der Legitimierung reproduziert, weil es in der Filmlogik der Autor*innen überzeugend ist, dagegen kämpfe ich an, so gut ich kann.“
Tara Afsah @tara.setare ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Sie hat an der Universität der Künste studiert mit Schwerpunkt auf visuelle Medien und Film. Schon während des Studiums hat Tara angefangen Musikvideos zu produzieren und so gelernt wie das Filmemachen im Schnelldurchlauf funktioniert. Das erste mal Regie geführt, hat Tara beim Musikvideo zum Song „Magical Boy“ von DJ Koze (2015), das u.a. auf den internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen lief. Heute arbeitet Tara interdisziplinär. Sie produziert und dreht weiterhin Musikvideos und Kurzfilme, macht die Livekamera im Theater und arbeitet in der Stoffentwicklung bei #komplizenfilm. Zusammen mit kuratiert Tara die Veranstaltungsreihe Cinema Context.
In den #heartxwork Slides erzählt uns Tara, warum sie eine dogmatische Art und Weise Regie zu führen, kategorisch ablehnt.
„Der Film bricht viele Barrieren.”

“Obwohl ich selber nicht gerne vor der Kamera bin oder spreche, habe ich mich entschieden, im Film vorzukommen. Denn so können sich auch andere Menschen damit identifizieren. Es geht dann nicht um mich, ich bin nur eine Projektionsfigur. Und das klappt sehr gut. Es hilft Leuten, wenn sie sagen können, dass es bei ihnen Zuhause ähnlich zugeht.”
Hien Mai @heyheyhien ist in München geboren und aufgewachsen. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Kunstpädagogik hat sie in Peking ein Praktikum bei dem Künstler Ai Weiwei absolviert und später in einer Berliner Galerie, die ihn vertrat, als Künstlerbetreuerin für ihn gearbeitet. Sie mag an seinen Werken, dass sie zugänglich und nicht so codiert und abgehoben sind. Was sie nicht so mochte, ist die Kunstbranche. Heute arbeitet Hien im Filmmuseum in Frankfurt (DFF). Zusammen mit ihrem Freund @tim.ellrich, der an der Filmakademie Baden-Württemberg szenische Regie studiert, hat Hien ‘Mein Vietnam’ (2020) gedreht – einen Dokumentarfilm über den Alltag ihrer vietnamesischen Eltern, die in München leben.
Warum ‘Mein Vietnam’ aus Versehen ein Kommentar zu den Auswirkungen der Pandemie geworden ist, erzählt Hien in den #heartxwork Slides.
“Die krassen Hierarchien an großen Sets sind oft sehr schwierig.”

“Am dokumentarischen Drehen berührt mich immer wieder, wie man in die Welten von oft noch fremden Menschen reingelassen wird. Man darf teilhaben an deren Leben und kommt ihnen so nah. Es ist sehr bereichernd, dadurch ab und zu auch mit Personen in Kontakt zu kommen mit denen ich mich sonst nicht unbedingt an einen Tisch setzen würde, weil wir komplett anderer Meinung sind.”
Diara Sow @diarasow ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Mit 16 Jahren beschließt sie Dokumentarfilm-Regisseurin zu werden. Diara zieht nach dem Abi nach Berlin, um ein Praktikum bei einer Produktionsfirma zu absolvieren. Am Set bemerkt sie, dass sie sich aufgrund ihrer technischen Affinität mehr für den Job der Kameraperson als den Job der Regieperson interessiert. Es folgt ein Workshop mit Filmstudent*innen der Uni Babelsberg in der Türkei. Dann ein Praktikum beim Kameraverleih. Dort knüpft sie Kontakte mit Kameraassistent*innen und bekommt 2015 ihre ersten Jobs am Set. Erst als Video Operator oder Data Wrangler, dann als zweite Kameraassistenz – bei Til Schweiger Produktionen, Tatort und der Netflix-Serie @sense8. Sie arbeitet jetzt als Director of Photography (DOP) u.a. für Musikvideos und Dokumentarfilme. Diara lebt in Berlin.
In den #heartxwork Slides spricht Diara Sow unter anderem über ihre Erfahrungen als Kamerafrau auf männerdominierten Filmsets.
“Es war so vieles problematisch beim Fernsehen. Der Mensch wird zur Ware.”

“Wenn jemand ausrastet, erhöht das die Einschaltquoten. In dieser Art Shows wird selten darauf Rücksicht genommen, wie es den Protagonist*innen geht oder welche Geschichten sie wirklich erzählen wollen. Im Grunde das Gegenteil von dem was ich jetzt mit @five.souls.talk mache.“
Yelda Türkmen studierte Medienwirtschaft in Köln. Nach ihrem Studium kam sie über ein Praktikum zum Fernsehen. Darauf folgte die klassische Karriereleiter: Redaktionsassistenz, Junior Redakteurin, Redakteurin, Redaktionsleitung – bei Formaten wie Hirschhausens Quiz, DSDS und Joko & Klaas. Außerdem ist Yelda Mitgründerin des Podcasts @hartunfair. 2019 hat sie die Produktionsfirma @kanakfilmberlingmbh gegründet. Seit Anfang 2021 produziert Yelda zusammen mit dem SWR die Talkshow @five.souls.talk
“Es bleibt wenig Raum, um sich auch mal selbst widersprechen zu dürfen.”

“Was mich beim Schreiben stresst, ist der Zwang zu schnellen Antworten im Journalismus. Alles ist sehr schnelllebig, Debatten wird oftmals sehr wenig Raum gelassen, um sich richtig zu vertiefen und um in ihrer Komplexität und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet zu werden. Es bleibt wenig Raum, um sich auch mal selbst widersprechen zu dürfen. Das kann ich in meinem Buch. Das war wirklich ein großes Bedürfnis, mich mit meinen eigenen Unsicherheiten und Widersprüchen zu präsentieren und sich von dieser Position aus die Frage zu stellen, woher dieses Wissen, das ich die ganze Zeit reproduziere, eigentlich kommt.”
Şeyda Kurt, geboren 1992 in Köln, studierte Philosophie, Romanistik und Kulturjournalismus in Köln, Bordeaux und Berlin und ist Journalistin und Moderatorin. Sie schreibt unter anderem für ZEIT ONLINE. Als Kolumnistin für das Theater-Onlinemagazin nachtkritik.de schrieb sie über kulturelle Repräsentationen von Liebe und Zärtlichkeit auf Theaterbühnen. Şeyda hat als Redakteurin an dem Podcast ‘190220 – Ein Jahr nach Hanau’ mitgearbeitet. Auf Twitter schreibt sie unter @ kurtsarbeit über politische und soziologische Belange. Am 20. April erscheint Şeyda Kurts erstes Buch ‘Radikale Zärtlichkeit – Warum Liebe politisch ist`.
In den #heartxwork Slides spricht Şeyda unter anderem über ihre Hassliebe zum Schreiben.
“Mein Körper, der nichtweiße Körper, wurde dabei eindeutig als fremd gesehen.”

“In den 1990er Jahren in Deutschland aufzuwachsen, bedeutete für mich, in einer Gesellschaft aufzuwachsen, in der „Weiß sein“ die Norm war und noch immer ist. Mein Körper, der nichtweiße Körper, wurde dabei eindeutig als fremd gesehen. Viele von uns wurden so sozialisiert, dass sie diese Norm einfach akzeptiert haben. Dabei können wir nicht rauskommen aus unserer Haut und es entstehen Momente starker Entfremdung zum eigenen Körper.” – Sophie Utikal, 2020
Sophie Utikal ist Textil-Künstlerin. Ihre handgenähten Kunstwerke spiegeln die eigene Auseinandersetzung mit ihrem Körper und ihre Identität als Frau mit Migrationshintergrund wider.
Sophies aktuelle Ausstellung “For most of it I have no words“, die noch bis zum 5.7. in der Galerie im Turm in Berlin zu sehen ist, handelt von transgenerationalen Wunden, die sich in den Körper eingeschrieben haben und dort weiter wuchern. Die dort gezeigte Serie beginnt mit ihrer Mutter Inirida, benannt nach dem Rio Inírida in Kolumbien und behandelt die Fragen: ‘Was hat meine Mutter mir weitergegeben und woher hat sie das gelernt? Der Titel der Ausstellung weist darauf hin, dass unser Körperwissen nur schwer in Sprache zu übersetzen ist, deshalb versucht Sophie visuell davon zu erzählen.
Mehr über Sophie und ihre Werke erfahrt ihr in den #heartxwork Slides.
“Ich habe mich immer sehr empowert gefühlt, wenn andere Künstler*innen mich an ihren Erfahrungen teilhaben ließen.

“Ich hatte schon lange geplant, eine kurze Comicreihe zu erlebtem Rassismus und Erfahrungen ähnlicher Natur zu zeichnen, aber habe lange nicht die richtigen Bilder gefunden. Jetzt habe ich endlich einige Strips zeichnen können und möchte es auch fortsetzen. Ich habe mich immer sehr empowert gefühlt, wenn andere Künstler*innen mich an ihren Erfahrungen teilhaben ließen. Ich fühlte mich weniger allein. Und es ist ein schönes Gefühl, wenn einem das zurück gespiegelt wird.” – Le Thu Tran, 2020
Le Thu Tran lebt in Hannover und hat Humanmedizin studiert. Ihre Eltern kamen Ende der 1980er als vietnamesische VertragsarbeiterInnen in die Tschechoslowakei und sind Anfang der 1990er nach Deutschland immigriert. In ihren Zeichnungen und Illustrationen thematisiert die 26-Jährige migrantische Identität und persönliche Themen. Einen Comic-Strip und Erzählungen von Le Thu über ihr Leben.
“Es geht dabei nicht nur darum, wer abgebildet wird, sondern auch wer gestaltet.“

“Als Bildschaffende, insbesondere in der Illustration, besitzen wir die Macht, Bildmaterial zu gestalten, das anderen Personen zur Identifikation dient und widerspiegelt, wer in dieser Gesellschaft un/sichtbar gemacht wird. Damit kommt die Verantwortung einher, rassistische Vorlagen und stereotype Darstellung von BIPoC nicht zu reproduzieren und die Aufgabe mehr Repräsentation und Sichtbarkeit für marginalisierte Stimmen zu schaffen. Es geht dabei nicht nur darum, wer abgebildet wird, sondern auch wer gestaltet. “ – Ellen Gabriel Ndure, 2020
Die Illustratorin und Mitgründerin des künstlerischen Werkes BEBIgal Ellen Gabriel Ndure @cestmoiellen ist als Kind gambischer und deutscher Eltern in Hamburg geboren und aufgewachsen. In ihren Arbeiten setzt sie sich multimedial mit Identitätsfragen, gesellschaftspolitischen Themen, sowie der Gestaltung um Repräsentation auseinander.
Mehr über Ellen erfahrt ihr den #heartxwork Slides.
“Mir ist es wichtig nicht nur einem ‘Trend’ nachgehen zu müssen, in der Hoffnung mehr Anerkennung dafür zu erhalten.”

“Ich möchte in meiner Fotografie auch Themen einfließen lassen können, die mich beschäftigen.“ – Akberet Johanna Ghebray, 2020
Die Fotografin Akberet Johanna Ghebray @jo.frotastic ist als Tochter eritreischer Eltern in Stuttgart geboren und aufgewachsen. In ihren Bildern lichtet sie mehrheitlich BIPOC’s ab. Was unterbewusst anfing, kann sie mittlerweile einordnen und sieht darin den Wunsch, sich mehr mit ihrem Subjekt identifizieren zu können, um sich dadurch auch mehr mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen.
Mehr über Johanna erfahrt ihr in den #heartxwork Slides
“Nicht der Virus bereitet mir Sorgen, sondern wie wir miteinander umgehen.”

„Beruflich bin ich abgesichert und habe das Privileg als freischaffende:r Illustrator:in von zu Hause arbeiten zu können. Die Pandemie schlägt mehr auf meine mentale Gesundheit und löst viele Ängste aus. Nicht der Virus bereitet mir Sorgen, sondern wie wir miteinander umgehen. Es ist eine neue Situation für mich und ich brauche Zeit mich daran zu gewöhnen. Nichtsdestotrotz geht es hier nicht allein um mein individuelles Wohlbefinden, sondern ich muss mich immer wieder sortieren und evaluieren, wo ich mich im Kollektiven positioniere. Welche Konsequenzen zieht mein Handeln nach sich?“ -Natyada Tawonsri alias NATA, 2020
Die eigene Perspektive und Erinnerungen an Ereignisse, politisch wie privat, bringt Natyada Tawonsri alias NATA @nata_yada, mit natas* tagebuchartigen Comics zum Ausdruck. Natyada bezeichnet sich selbst als queere:r, non-binäre:r Illustrator:in. Nata lebt und arbeitet in Hamburg. In den #heartxwork Slides erzählt Natyada wie es für nata war, in der Schweiz aufzuwachsen und teilt natas Quarantäne-Tipps mit uns.
*Da in der deutschen Sprache, für sich als nicht-binär identifizierende Personen, keine eindeutigen Pronomen definiert sind, hat Natyada das Pronomen für sich selbst bestimmt: „Mein Pronomen ist nata und ist identisch mit meinem Künstler-/Spitznamen. Sie/er = nata; ihr, ihre, ihres, ihrem = nata; sie = nata.“
“Tu es chez toi.” (Du bist Zuhause)

„Von allen Seiten hörte ich diesen Satz, als ich zum ersten Mal nach über zehn Jahren wieder das Heimatstädtchen meines Vaters, Fria, betrete.
Unser Fahrer manövriert das klapprige Auto, in dem wir seit zwei Stunden dicht an dicht ausharren, über die holprige, rotbraune Erde zum Haus meiner Familie.
Es ist heiß, ich bin ungeduldig, voller Vorfreude und etwas nervös. Nervös vor dem Berg an Emotionen, der sich innerlich aufgebaut hat und darauf wartet auszubrechen.
Als hätten meine Cousins ewig in den Startlöchern gestanden, rennen sie dem Auto freudig entgegen, führen mich auf den Hof, während sie meine Koffer auf ihren Köpfen balancieren.
Meine Oma Kindima, die Arme in der Luft wedelnd, lachend, weinend, singend, presst mich an sich und ich wünsche mir, nie wieder von ihr losgelassen zu werden. Unsere Beziehung ist besonders. Der gleiche Name scheint uns auch auf seelischer Ebene zu vereinen. Wir beide spüren es.
Hände reichen, Umarmungen, Tränen, tanzen – die nächsten Tage gehen wir die Nachbarschaft begrüßen – unglaublich viele altbekannte Menschen– schnell vergesse ich die Ewigkeit, die mich so lange von diesem wunderschönen Land getrennt hatte. Zwar spiegelt sie sich in so manchen Gesichtern wider und auch die Stadt Fria musste wirtschaftlich und ökologisch einiges einstecken – dennoch ist die Magie präsent.
Sechs Wochen lang darf ich lernen, was Gemeinschaft bedeutet. Was es bedeutet sich Zeit für Menschen zu nehmen und dass ein soziales Leben die Fülle des menschlichen Daseins präsentiert. Ich fühle mich Zuhause. Auf den Straßen Frias stoppe ich alle paar Meter, um Bekannte zu begrüßen. Wir machen Witze, fragen nach der Familie und verabschieden uns mit: ‘En djoni si Allah djabi’ – ‘Bis ganz bald, wenn Gott es will.’“ – Matilda Kindima Bah, 2020
Die 22-jährige Agrarwissenschaft-Studentin Matilda Kindima Bah @bahkindima ist mit einer deutschen Mutter und einem guineischen Vater in Hannover aufgewachsen. Identitätsfragen haben sie in den letzten Jahren dazu bewegt, sich tiefer mit ihrer afrikanischen Herkunft auseinanderzusetzen. Momentan genießt sie den erstarkenden Zusammenschluss von (B)PoC’s in Berlin.
“Ich trage so viele Kulturen in mir.”

“Ich bin Togolesin, Beninerin, Französin, Tunesierin und so vieles mehr. Und vor allem alles gleichzeitig.”
Faïza Poivre D’Arvor ist in Togo geboren und teils dort, teils in Benin aufgewachsen. Ihre Mutter ist sehr früh verstorben. Ihren leiblichen Vater hat Faïza nie kennengelernt. Im Alter von sieben Jahren hatte die heute 18-Jährige ihre erste Begegnung mit ihrem zukünftigen Vater. Mit neun Jahren zog Faïza zu ihrer neuen Familie nach Paris. Ihr Vater hat derzeit das Amt des französischen Botschafters in Tunesien inne. Seit drei Jahren leben die beiden in der, für diesen Posten vorgesehenen, Residenz in Tunis.
Wie war es für Faïza ,plötzlich Prinzessin’ zu sein? Schützt sie ihr ,gesellschaftliches Upgrade‘ vor Rassismuserfahrungen? Darüber spricht Faïza in den #heartxwork Slides.
“Meine Erfahrung als queere Chinesin in Berlin ist meist befreiend.”

“Abgesehen davon, dass ich meistens als chinesische Künstlerin beschrieben werde, kann man bei mir noch die andere Schublade aufmachen: ‚queer’. Aufgrund dessen ist meine Erfahrung, als queere Chinese in Berlin, meist befreiend. Vor allem im Vergleich zu meinem Heimatland. Meine Mitmenschen in Berlin haben mir geholfen, viele Probleme, die ich in Bezug auf binäre Geschlechterrollen, toxische Schönheitsideale und der eigenen Wahrnehmung meines weiblichen Körpers hatte, zu überwinden.”- Lexi Sun @gieesio
Die Arbeiten der 26-Jährigen Fotografin Lexi Sun @gieesio sind eine Mischung aus Installation, Performance, Fotografie, Bewegtbild und Ton. Lexi untersucht die Grenzen zwischen Mode und Kunst und versucht sie neu zu gestalten. In ihrer persönlichsten Foto-Serie ‘Ja, sie ist schön, aber du musst sie gehen lassen’ verarbeitet sie ihre Erfahrungen mit queerer Liebe.
Mehr in den #heartxwork Slides.
„Wir fünf haben alles möglich gemacht und das ohne Eltern, die uns jeden Tag bei den Hausaufgaben helfen oder teure Nachhilfelehrer bezahlen.“

Die Hankings-Evans Schwestern sind als Töchter einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters in Stuttgart geboren und aufgewachsen. Sie sind in derselben Umgebung groß geworden, haben weitestgehend dieselbe Sozialisation genossen, haben ähnliche Ausgrenzungserfahrungen gemacht. Wie unterschiedlich gehen sie damit um? Im letzten Teil unserer vierteiligen Serie fragen wir die fünf Schwestern: „Welchen Einfluss hat(t)e die Beziehung zu deinen Schwestern auf deine Identitätsbildung?“
Die Antworten findet ihr in den #heartxwork Slides.
“Wir haben uns unsere eigene Kultur geschaffen.”

„Unser Vater war für Yam und Fufu zuständig, unsere Mutter für Kartoffeln und Vollkornbrot.“ – Anna Hankings-Evans, 2020
Die Hankings-Evans Schwestern sind als Töchter einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters in Stuttgart geboren und aufgewachsen. Sie sind in derselben Umgebung groß geworden, haben weitestgehend dieselbe Sozialisation genossen, haben ähnliche Ausgrenzungserfahrungen gemacht. Wie unterschiedlich gehen sie damit um? Im dritten Teil unserer vierteiligen Serie fragen wir die fünf Schwestern: „Welche Kultur wurde bei euch Zuhause überwiegend gelebt, die ghanaische oder die deutsche?“
“Die meisten Menschen nehmen an, dass es einen weißen Mann gibt, dem die Galerie gehört.”

“Mit 26 gründete ich meine erste Galerie. Damals hat es schon ein bisschen für Furore gesorgt. Es war eher unüblich, dass eine junge Person im Kunsthandel tätig ist. Dann kommt noch hinzu, dass ich eine junge Frau, Deutsch-Iranerin, bin. Die meisten Menschen aus der Branche nehmen immer an, dass es einen weißen Mann im Hintergrund gibt, dem die Galerie gehört. Und ich bin nur diejenige, die mit dem netten Gesicht eines Püppchens, das Maskottchen mimt.“ – Anahita Sadighi, 2020
Anahita Sadighi @berlinartlover besitzt zwei Galerien in Berlin-Charlottenburg. Anahita – Arts of Asia @anahita.arts.of.asia und Anahita Contemporary @anahitacontemporary. Wie die 31-Jährige zur Kunstliebhaberin wurde und wie sie ihre Position nutzt, um Künstler’*innen zu empowern, erfahrt ihr in den #heartxwork Slides
“Ich habe ein komplettes psychologisches Training durchlaufen, um britisch zu sein.”

“Ich bin an erster Stelle Britin. Weil ich in Großbritannien geboren bin. Aufgrund der Herkunft meiner Eltern gehöre ich zur Ethnie der Yoruba und Krio. Ich identifiziere mich mit Afrika, weil dort meine Wurzeln sind, meine Heimat. Aber England ist auch ein Teil von mir. Ich habe ein komplettes psychologisches Training durchlaufen, um britisch zu sein. Ich liebe Tee. Ich liebe es meinen Keks in meinen Tee zu tunken. Ich liebe Fish & Chips. Ich liebe Punk. Ich liebe die britischen Klischees – bis heute.“ – Maggie Coker, 2020
Maggie Coker ist als Tochter westafrikanischer Eltern in London aufgewachsen. Sie absolvierte in England und Schweden eine Ausbildung zur Massage- und Aromatherapeutin, unterbrach aber diese Karriere, als sie vor neun Jahren den Store ‘Rag and Bone Man Vintage’ in Berlin, Neukölln eröffnete. Der Second Hand Shop entwickelte sich mit der Zeit mehr und mehr zu einem Café, einem Studio für ihre Blumen-Arrangements und zu einem Safe Space für BIPoC aus Berlin.
Vor zwei Jahren musste Maggie ‘Rag and Bone Man Vintage’ aufgeben und kehrte zu ihrer eigentlichen Berufung, zurück. Seitdem bietet sie unterschiedliche Workshops rund um die Themen Creativity Mentoring und Aromatherapie in ihrem Homestudio an. Beim Betreten von Maggies Wohnung wird man in zwei Minuten von der winterlich grauen Städtelandschaft Neuköllns, in die sommerliche Countryside Englands versetzt. Cottage-Life, inklusive Tee und Rosenduft.
Mehr über Maggie Coker erfahrt ihr in den #heartxwork Slides.
“Ich fühle mich meinen Schwestern zugehörig, weil wir zusammen aufgewachsen sind.“

Die Hankings-Evans Schwestern sind als Töchter einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters in Stuttgart geboren und aufgewachsen. Sie sind in derselben Umgebung groß geworden, haben weitestgehend dieselbe Sozialisation genossen, haben ähnliche Ausgrenzungserfahrungen gemacht. Wie unterschiedlich gehen sie damit um? Im zweiten Teil unserer vierteiligen Serie fragen wir die fünf Schwestern: „Fühlst du dich in Deutschland zugehörig?“
Die Antworten findet ihr in den #heartxwork Slides
“Wir haben uns, innerhalb unserer Schwestern-Community, unsere eigene Kultur geschaffen.”

Die Hankings-Evans Schwestern sind als Töchter einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters in Stuttgart geboren und aufgewachsen. Sie sind in derselben Umgebung groß geworden, haben weitestgehend dieselbe Sozialisation genossen, haben ähnliche Ausgrenzungserfahrungen gemacht. Wie unterschiedlich gehen sie damit um? Im ersten Teil unserer vierteiligen Serie fragen wir die fünf Schwestern: Wie reagiert ihr auf die Frage “Woher kommst du eigentlich”?
“Ich habe früher Tesafilm um Socken gebunden und damit Fußball gespielt.”

“Der Song ‘Footsteps’ ist über einen Jungen, der von Ghana nach Deutschland gezogen ist und manchmal so darin gefangen war, sich der Gesellschaft anzupassen, dass er vergessen hat, wo er herkommt. Und er musste zurück, um sich wieder zu erinnern. Es geht nicht darum, herauszufinden, wer ich bin. Das weiß ich. Aber manchmal verliert man die Dinge aus den Augen. Ich habe früher Tesafilm um Socken gebunden und damit Fußball gespielt. Diese Art von Kreativität habe ich in Deutschland verloren. Das hat dazu geführt, dass ich nicht mehr an mich geglaubt habe.” – Selassie, 2020
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Selassie ist in Ghana mit seinen Tanten und seiner Oma aufgewachsen. Mit dreizehn ist er nach Kiel gezogen. Zu seiner Mutter. Der in Hamburg lebende Künstler ist nach ihrem Tod letztes Jahr nach Ghana gereist. Im selben Jahr hat er sein erstes Album “Son Of Kafui – Playlist Four Ma Mother” zusammen mit Alexei produziert. .
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Mehr über @selassiethe1st erfahrt ihr in den #heartxwork Slides.
“Ich habe die Fotografie unbewusst genutzt, um diese verlorene Person, um meine Wurzeln, zu verstehen.”

„Mein Vater ist gestorben, als ich drei Jahre alt war. Ich kann mich nicht mehr an ihn erinnern. Ich hatte nur die Bilder von ihm. Ich habe ihn anhand dieser Bilder kennengelernt. Sie waren meine wichtigste Informationsquelle. Ich habe die Fotografie zuerst unbewusst genutzt, um diese verlorene Person, um meine Wurzeln, zu verstehen. Dann habe ich angefangen, neue Bilder zu kreieren und zu de/konstruieren was noch übrig war, um meine verlorene Erinnerung, meine Existenz wiederherzustellen. Ich habe die Beziehung zwischen der*demjenigen hinter der Kamera und dem Subjekt, in Frage gestellt. Intersektion/Interaktion beider Existenzen im selben Moment. Die Frage kam auf, weil ich mich zuerst mit den Bildern, die wir von meinem Vater haben, beschäftigt habe. Die, auf denen er zu sehen war. Nach einiger Zeit habe ich mir die Bilder angesehen, die er gemacht hat. Die Fotografien haben mir meine Art und Weise gezeigt, das Leben, Erinnerungen, Traumata zu verarbeiten; zu heilen, zu verstehen. Mittlerweile fotografiere ich selbst, mache Videos, um weiterhin zu verarbeiten, zu verstehen, um nicht zu vergessen, um mich selbst nicht zu vergessen, um nichts zu verpassen. Ich kreiere Bilder, weil ich Angst habe zu verlieren – oder verloren zu gehen. Um mich selbst zu orten, um zurückzuverfolgen, was passiert ist, wo ich mich befinde und um festzuhalten, was mal war und nicht mehr ist.“ – Ceren Saner
„Meine erste EP richte ich an Menschen, die in einem ‘Dazwischen’ stecken.” .”

„Ich kam erst als Jugendlicher in Kontakt mit anderen PoCs, die sich intensiver mit ihrer und unserer Geschichte auseinandersetzten. Dieser Austausch regte meinen Wissensdurst an und seitdem lerne ich, was es bedeutet Ich zu sein. Das Bild, das mir lange im negativen Sinne aufgedrückt wurde, repräsentiere ich heute sehr stolz und sehr bewusst.” – @lie__ning, 2020
“Ich würde so gerne im Tatort einen Kommissar spielen.“

In den #heartxwork Slides erzählt der Schauspieler @bennyoarthur von seinen Erfahrungen in der deutschen Filmbranche.
“Eine doppelte kulturelle Identität zu haben, ist ein Teil von mir und spiegelt sich in meiner Kunst wider.”

Elke Foltz @elkeandfoltz ist als Tochter einer senegalesischen Mutter und einem deutsch-französischen Vater in Frankreich aufgewachsen. Nach ihrem Grafikdesign-Studium hat sie einige Zeit als Illustratorin für französische Publikationen gearbeitet. In den letzten Jahren wurden ihre Bilder in Paris, Toulouse, Lyon und Nancy ausgestellt. Mittlerweile lebt die 29-Jährige Künstlerin in Berlin.
“Im Vergleich zu meiner Familie in Brasilien bin ich unfassbar privilegiert.”

Wie ist die Lebensrealität von Schwarzen Frauen in Brasilien? Fragt sich Poliana Baumgarten. In ihrem Dokumentarfilm “Preta” sucht die brasilianisch-deutsche Videojournalistin bei den Frauen in ihrer Familie nach Antworten. Ein Protokoll über die Entstehung des Films.
“Ich wollte mitreden und mitmischen. Aber ich wollte das nicht alleine.”

Sechs Muslim*innen, sechs Ansichten, sechs Folgen: Der Podcast ‘Maschallah!’ zeigt, wie unterschiedlich der Islam allein in Deutschland ausgelebt wird. Warum sie sich entschieden hat, mit ihrer Arbeit aktiv dazu beizutragen, Stereotype aufzubrechen, berichtet Mitgründerin und Journalistin Merve Kayikci folgend.
“Du solltest öfter ‘normale’ Menschen fotografieren.”

Die Bilder des deutsch-koreanischen Foto- und Videokünstlers Hee-Seong Han erzählen Geschichten, die es eigentlich nicht gibt. Kein vorgegebenes Narrativ. Nur die Momentaufnahme, deren Ausdrucksstärke die Fantasie des Betrachters anregen soll. Seine Inspiration sind Filme aus Südkorea und Hongkong.
“Ich habe immer versucht an die Grenzen des Genderkonstrukts zu gelangen.”

Mit dem Dokumentarfilm Khartoum Offside erzählt die Regisseurin Marwa Zein anhand einer Frauenfussballmanschaft aus Khartum die Geschichte des Sudans. Am 20. September wird der Film im Rahmen des Afrika Film Festivals in Köln gezeigt.
“Mit dir hab ich Momente. Da weiß ich wer ich bin.”

Nuria Edwards ist Singer-Songwriterin. Wenn sie über Liebe singt, singt sie über Leona. Die beiden sind seit dreieinhalb Jahren ein Paar. Protokoll über den Beginn einer wunderbaren Liebe.
“Ich wünsche mir jemanden, der diesen Schmerz versteht.”

Protokoll über die Kraft eines gebrochenen Herzens.
„Ich schreibe Love Songs über queere Liebe, weil es zu wenig davon gibt.“

Ebow rappt über Feminismus. Über soziale Ungerechtigkeit. Über Migration. Auch Liebe ist für die deutsch-kurdisch-alevitische Rapperin ein Politikum und zugleich themengebend für ihre neue EP “EBOW 400”.
“Erst in Deutschland habe ich mich als Schwarze Frau in der eigenen Haut wohlgefühlt.”

Ob du seit zwei Jahren oder in der zweiten Generation in Deutschland lebst, macht keinen Unterschied. Wer “anders” aussieht wird mit Fragen wie “Woher kommst du wirklich?” regelmäßig verbal ausgebürgert. Nichtsdestotrotz gibt es Situationen und Begegnungen, die ein Zugehörigkeitsgefühl schaffen. Vier BIPoC erzählen.