„Ich will Filme drehen, die uns mehrdimensional und realistisch repräsentieren.”

Maissa Lihedheb ist als Tochter tunesischer Eltern in Marl aufgewachsen. Schon während der Schulzeit macht sie dort Redaktionsbeiträge für das lokale Fernsehen. Nach ihrem Fachabitur in Medien und Technik zieht Maissa in die Niederlande, um dort Medien- und Entertainment-Management zu studieren. Für ein Auslandssemester geht sie nach Berlin und bleibt sechs Jahre. Maissa führt Regie bei zwei Musikvideos und sechs Kurzfilmen. Sie bewirbt sich auf allen renommierten Filmhochschulen in Deutschland. Sie wird abgelehnt und gründet 2020 die @bipocfilmsociety – eine dynamische Plattform, die darauf abzielt, die Intersektionalität und Repräsentation innerhalb der Filmbranche zu fördern. Ihr aktueller Kurzfilm “Hundefreund” @hundefreund.film ist ein Projekt der BIPOC Film Society und schafft es in die offizielle Auswahl des diesjährigen @tribeca Filmfestivals.

“Um Charaktere zu schreiben, brauchst du eine gute Menschenkenntnis.”

„Ich bin in einem Stadtteil aufgewachsen, wo viele finanziell am strugglen waren und in meinem Freundeskreis hat niemand eine künstlerische Karriere in Betracht gezogen. In meiner Familie gibt es zwar viele Kreative, aber mir wurde trotzdem die Angst mitgegeben, nicht gut genug zu sein um wirklich Geld mit kreativer Arbeit zu verdienen. Deswegen hab ich mir das erst später zugetraut, als ich genug Selbstbewusstsein hatte. Aber klar, diese Selbstzweifel kommen immer wieder hoch, wenn man Kritik bekommt. Feedback ist beim Schreiben super wichtig, aber irgendwo ist eben auch eine Grenze, wo man zu viel äußeren Einfluss zulässt und sich nicht mehr mit der eigenen Arbeit identifizieren kann. Ich bin immer noch dabei diese Balance zu finden.”

Naomi Bechert hat an der aktuellen Staffel von DRUCK mitgeschrieben. Ihr erster Job als Drehbuchautorin. Weshalb sie den Quereinstieg gewagt hat und was ihr bei der Charakterentwicklung besonders wichtig ist, erzählt Naomi in den #heartxwork Slides.

Naomi ist in Bremen geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur hat sie ihren Bachelor in Psychologie an der Universität Freiburg gemacht. Es folgte ein Umzug nach Berlin. “Ich wollte mein psychologisches Wissen mit etwas Kreativem verbinden.” Nach einigen Jobs in der Kreativberatung und in Bars, absolvierte Naomi ihren Master in Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste. Ihre ersten Videoregie Erfahrungen hat sie bei den Formaten ‚Softie’ und ‚Auf Klo‘ gesammelt. Seit 2020 ist Naomi bei DRUCK. Erst als Social Media Realisateurin und seit Staffel 7 als Drehbuchautorin.

“Ich gehe gerne für meine Figuren in den Unterricht.”

“Meine Familie hat Filme von mir gesehen und sie sind sehr stolz. In Theatervorstellungen waren sie noch nicht, aber damit war ich auch lange okay. Ich fange eigentlich jetzt erst an, meiner Familie und meinen Freund*innen zu erzählen, was ich mache. Als ich noch mehr Theater gespielt habe, war das für mich wie ein ausprobieren. Bevor ich Schauspiel studiert habe, habe ich nie wirklich auf einer Bühne gespielt. Ich habe dann gemerkt, dass ich mich erstmal ausprobieren will, bevor Familie und Freund:innen im Publikum sitzen und ich dann völlig nervös und überfordert bin. Aber mittlerweile würde ich auch alle zum Theater einladen.”

Lorna Ishema wuchs in der Nähe von Hannover auf und zog nach dem Abitur für ein Schauspielstudium an der Otto Falckenberg nach München. Schon während des Studiums gastierte sie an den Münchner Kammerspielen. Weitere Engagements führten sie u.a. an das Berliner Ensemble sowie als Ensemblemitglied an das Deutsche Theater Berlin. Für Film und Fernsehproduktionen arbeitete Lorna Ishema u.a. mit den Regisseur*innen Maria Schrader, Barbara Ott, Boris Kunz sowie Emily Atef zusammen. Aktuell hat sie die Dreharbeiten zu (AT) ‚Der Überfall’ in der Regie von Stephan Lacant beendet und ist ab dem 16. September im Kino als Naomi in ‘Ivie wie Ivie’ zu sehen.

In den #heartxwork Slides erzählt Lorna Ishema, wieso sie Schauspielerin geworden ist, weshalb der Dreh zu ihrem aktuellen Film ‘Ivie wie Ivie’ so besonders war und warum es ihr eigentlich egal ist, wen sie spielt.

“Für mich ist Filmemachen eine sehr sinnliche und intime Sache.””

“Bei meiner Arbeit in der Stoffentwicklung lese ich eigentlich jeden Tag Drehbücher und sehe, was für Stereotypen entwickelt werden. Es ist schon ermüdend, zu sehen wie viele Blind Spots noch vorhanden sind, auch bei Autor*innen, die ein linkes Selbstverständnis haben. Und ich glaube, wir haben alle diese Blind Spots, ich auch. Ich lerne jeden Tag dazu, weil ich den Anspruch habe, mich damit zu beschäftigen. Aber es wird immer noch viel zu viel durchgewunken und relativiert, was intolerabel ist. Rassistische Klischees werden oft mit der Legitimierung reproduziert, weil es in der Filmlogik der Autor*innen überzeugend ist, dagegen kämpfe ich an, so gut ich kann.“

Tara Afsah @tara.setare ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Sie hat an der Universität der Künste studiert mit Schwerpunkt auf visuelle Medien und Film. Schon während des Studiums hat Tara angefangen Musikvideos zu produzieren und so gelernt wie das Filmemachen im Schnelldurchlauf funktioniert. Das erste mal Regie geführt, hat Tara beim Musikvideo zum Song „Magical Boy“ von DJ Koze (2015), das u.a. auf den internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen lief. Heute arbeitet Tara interdisziplinär. Sie produziert und dreht weiterhin Musikvideos und Kurzfilme, macht die Livekamera im Theater und arbeitet in der Stoffentwicklung bei #komplizenfilm. Zusammen mit kuratiert Tara die Veranstaltungsreihe Cinema Context.

In den #heartxwork Slides erzählt uns Tara, warum sie eine dogmatische Art und Weise Regie zu führen, kategorisch ablehnt.

„Der Film bricht viele Barrieren.”

“Obwohl ich selber nicht gerne vor der Kamera bin oder spreche, habe ich mich entschieden, im Film vorzukommen. Denn so können sich auch andere Menschen damit identifizieren. Es geht dann nicht um mich, ich bin nur eine Projektionsfigur. Und das klappt sehr gut. Es hilft Leuten, wenn sie sagen können, dass es bei ihnen Zuhause ähnlich zugeht.”

Hien Mai @heyheyhien ist in München geboren und aufgewachsen. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Kunstpädagogik hat sie in Peking ein Praktikum bei dem Künstler Ai Weiwei absolviert und später in einer Berliner Galerie, die ihn vertrat, als Künstlerbetreuerin für ihn gearbeitet. Sie mag an seinen Werken, dass sie zugänglich und nicht so codiert und abgehoben sind. Was sie nicht so mochte, ist die Kunstbranche. Heute arbeitet Hien im Filmmuseum in Frankfurt (DFF). Zusammen mit ihrem Freund @tim.ellrich, der an der Filmakademie Baden-Württemberg szenische Regie studiert, hat Hien ‘Mein Vietnam’ (2020) gedreht – einen Dokumentarfilm über den Alltag ihrer vietnamesischen Eltern, die in München leben.

Warum ‘Mein Vietnam’ aus Versehen ein Kommentar zu den Auswirkungen der Pandemie geworden ist, erzählt Hien in den #heartxwork Slides.

“Die krassen Hierarchien an großen Sets sind oft sehr schwierig.”

“Am dokumentarischen Drehen berührt mich immer wieder, wie man in die Welten von oft noch fremden Menschen reingelassen wird. Man darf teilhaben an deren Leben und kommt ihnen so nah. Es ist sehr bereichernd, dadurch ab und zu auch mit Personen in Kontakt zu kommen mit denen ich mich sonst nicht unbedingt an einen Tisch setzen würde, weil wir komplett anderer Meinung sind.”

Diara Sow @diarasow ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Mit 16 Jahren beschließt sie Dokumentarfilm-Regisseurin zu werden. Diara zieht nach dem Abi nach Berlin, um ein Praktikum bei einer Produktionsfirma zu absolvieren. Am Set bemerkt sie, dass sie sich aufgrund ihrer technischen Affinität mehr für den Job der Kameraperson als den Job der Regieperson interessiert. Es folgt ein Workshop mit Filmstudent*innen der Uni Babelsberg in der Türkei. Dann ein Praktikum beim Kameraverleih. Dort knüpft sie Kontakte mit Kameraassistent*innen und bekommt 2015 ihre ersten Jobs am Set. Erst als Video Operator oder Data Wrangler, dann als zweite Kameraassistenz – bei Til Schweiger Produktionen, Tatort und der Netflix-Serie @sense8. Sie arbeitet jetzt als Director of Photography (DOP) u.a. für Musikvideos und Dokumentarfilme. Diara lebt in Berlin.

In den #heartxwork Slides spricht Diara Sow unter anderem über ihre Erfahrungen als Kamerafrau auf männerdominierten Filmsets.

“Es war so vieles problematisch beim Fernsehen. Der Mensch wird zur Ware.”

“Wenn jemand ausrastet, erhöht das die Einschaltquoten. In dieser Art Shows wird selten darauf Rücksicht genommen, wie es den Protagonist*innen geht oder welche Geschichten sie wirklich erzählen wollen. Im Grunde das Gegenteil von dem was ich jetzt mit @five.souls.talk mache.“

Yelda Türkmen studierte Medienwirtschaft in Köln. Nach ihrem Studium kam sie über ein Praktikum zum Fernsehen. Darauf folgte die klassische Karriereleiter: Redaktionsassistenz, Junior Redakteurin, Redakteurin, Redaktionsleitung – bei Formaten wie Hirschhausens Quiz, DSDS und Joko & Klaas. Außerdem ist Yelda Mitgründerin des Podcasts @hartunfair. 2019 hat sie die Produktionsfirma @kanakfilmberlingmbh gegründet. Seit Anfang 2021 produziert Yelda zusammen mit dem SWR die Talkshow @five.souls.talk

“Sie kämpfen für die Zukunft der Frauen im Nahen Osten.”

Die Künstlerin und Autorin Cemile Sahin und die Autorin Ronya Othmann schreiben regelmäßig aus kurdischer Perspektive für die taz Kolumne “Orient Express” über Nahost-Politik. In Kooperation mit Cinema+Context teilen sie folgend ihre Gedanken zu “Gulîstan, Land of Roses” – ein Dokumentarfilm über kurdische Freiheitskämpferinnen.